Die Bandbreite für effektive Recruitingmaßnahmen ist groß und die Buzzwords des Recruitings umfassen mittlerweile vermutlich einen weiteren Band des Brockhaus-Lexikons. Dennoch haben sich vor allem die sozialen Medien durchgesetzt und als Recruitingkanal an Bedeutung gewonnen. Diese Strategie lautet Social Recruiting, aber das wissen Sie ja sicherlich, oder? In diesem Artikel zeigen wir Ihnen wichtige Tipps, um Social Recruiting erfolgreich zu betreiben.
Personalgewinnung heute – Die Schwierigkeit auf dem Arbeitnehmermarkt
Unlängst bekannt, ist die Suche nach den passenden Mitarbeitern heutzutage für viele Unternehmen zunehmend komplex und zeitintensiv. Mittlerweile gehören Jobplattformen, Karrierewebseiten, Stellenanzeigen und Recruitingmessen zum Standard-Repertoire in der Personalgewinnung. Doch mit klassischen Verfahren ist es zumeist nicht mehr getan. Denn: Besonders Generation Y können Sie nur noch selten über Print-Anzeigen rekrutieren. Zudem sind 70 % aller Arbeitnehmer derzeit nicht aktiv auf Jobsuche, wobei 87 % der Kandidaten dennoch offen für ein neues Jobangebot wären.
Social Media als erfolgreiche Recruitingstrategie
Kandidaten in den Sozialen Netzwerken erreichen – Nutzung und Verhalten von Social Media in Deutschland
Die Verbreitung von sozialen Medien im persönlichen und beruflichen Leben ist offensichtlich. So sind heutzutage knapp die Hälfte der Deutschen in den sozialen Medien aktiv und verbringen dort im Durchschnitt 64 Minuten am Tag. Und das nicht nur in einem Netzwerk, denn der deutsche Internetnutzer hat durchschnittlich 5,1 Social Media Accounts.

Die richtige Kanalauswahl im Social Recruiting – Welche Sozialen Netzwerke nutzen die Deutschen
Social Recruiting ist eine Recruitingstrategie, bei der soziale Medien genutzt werden, um Kandidaten zu suchen, zu finden und zu überzeugen. Dazu gelten die Businessnetzwerke XING und LinkedIn als beliebte Kanäle. Je nach Zielgruppe werden aber auch das Videoportal Youtube, das soziale Netzwerk Facebook, der Microblog Twitter, Instagram, Snapchat und Pinterest verwendet.
Nutzerzahlen der Sozialen Netzwerke in Deutschland
Doch welche Sozialen Medien nutzen potentielle Kandidaten eigentlich? Nach Angaben von Hootsuite wird Youtube von 76 % der deutschen Internetuser genutzt. Neben Facebook mit 63 %, geben 33 % an, dass sie Influencer auf Instagram folgen oder selber für Bilder und Stories hochladen. Auch auf Pinterest (21 %), Twitter (19 %) und Snapchat (14 %) verbringen potentielle Kandidaten ihre Zeit. Das Schlusslicht der aktivsten Sozialen Plattformen bilden die Karrierenetzwerke XING und LinkedIn.

Die Möglichkeiten im Social Recruiting – Employer Branding, Anzeigenschaltung & Co.
Wie schon die Bandbreite der Recruitingmaßnahmen, gibt es auch im Social Recruiting verschiedene Wege, um die relevante Zielgruppe zu erreichen. Zum einen können Sie Ihre Arbeitgebermarke präsentieren. Dabei liegt der Fokus in der Optimierung des Employer Brandings.
Zum anderen besteht die Möglichkeit, Stellenausschreibungen über Unternehmensprofile, in Jobgruppen oder über Job-Funktionen gezielt zu veröffentlichen. Im vergangenen Jahr 2018 nutzten dazu 27,1 % der Unternehmen das Businessnetzwerk XING. Aber auch Facebook, LinkedIn, Twitter, Spezialforen und Youtube wurden zur Schaltung von Stellenanzeigen in den Sozialen Netzwerken verwendet.


Zusätzlich können Sie auch Recruitingveranstaltungen bewerben, wie BASF eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und nicht zu vergessen ist die aktive Kontaktaufnahme, bei der passende Kandidaten persönlich angesprochen werden (Active Sourcing).
Die zwei Ansätze im Social Recruiting – Inbound vs. Outbound
Inbound-oder Pull-Ansatz im Social Media Marketing
Hier können wir von den Marketing-Spezialisten lernen, denn es gibt zwei verschiedene Ansätze im Social Recruiting. Der erste ist ein Inbound- oder Pull-Ansatz. Dabei liegt der Fokus auf der Social Media-Präsenz des Unternehmens und anderen organischen Methoden mit dem Ziel, sich von Kandidaten finden zu lassen.
Outbound-oder Push-Strategie im Social Media Marketing
Der zweite Ansatz ist proaktiv. Hierbei versuchen Recruiter mit potenziellen Mitarbeitern persönlich in Kontakt zu treten. Dazu ist es wichtig, die passenden Social Media-Plattformen zu wählen. Bei dieser Strategie handelt es sich um den Outbound-Ansatz, da Maßnahmen ergriffen werden, um geeignete Kandidaten persönlich zu erreichen und direkt anzusprechen.
Erfolgreich im Social Media – 4 praktische Tipps für Ihr Social Recruiting
Social Recruiting Tipp 1: Präsentation Ihrer Unternehmenskultur per Video
In den meisten Fällen haben Bewerber wahrscheinlich bereits eine Meinung, bevor sie zum Bewerbungsgespräch gehen. Ihre potentiellen Mitarbeiter wollen einen ersten Eindruck? Dann verschaffen Sie ihnen einen! Und zwar mit authentischem Bääm und Wow-Effekt. Um dies zu gewährleisten und einen positiven Eindruck zu hinterlassen, ist es wichtig, die Unternehmenskultur auf der Karriereseite und in den sozialen Medien zu veröffentlichen.
Ihre Unternehmenskultur in Bewegung – Wer Kandidaten zielgruppengerecht ansprechen möchte, sollte auf Bewegtbild setzen, denn bei unter 50-Jährigen gehören Onlinevideos zum Alltag! Sagenhafte 98 % der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland sind YouTube-User.
Sicherlich ist die Produktion von Videos aufwendiger und kostenintensiver als ein Textbeitrag. Allerdings sind Videos der King des Content-Marketings. So vermitteln gut gemachte Videos emotionale Einblicke in das Unternehmen, die Firmenkultur und das Team viel schneller. Und es muss nicht immer Hochglanz sein. Auch ein authentisches und originelles Handyvideo kann einem langweiligen Imagevideo die Show stehlen.
Hier ist ein Beispiel für ein großartiges Recruitingvideo von Zendesk – kreativ und mit frechem Humor:
Nutzen Sie die Sozialen Medien als Bühne für Ihre Performance. Aber bleiben Sie bei Ihrem Drehbuch, anstatt ein Improvisations-Theater zu versuchen.
Social Recruiting Tipp 2: Investition in Premium Social Media-Funktionen
Basis oder Premium? Immer mehr Unternehmen nutzen Social Media zum Zweck der aktiven Personalgewinnung oder Bekanntheitssteigerung bei potentiellen Kandidaten. Aufgrund der Beliebtheit wird es zunehmend schwieriger, bei der Zielgruppe hervorzustechen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich über Premium-Funktionen einelner Netzwerke zu informieren.
Paid Ads & Facebook for Jobs – Zum einen können bezahlte Werbeanzeigen beispielsweise auf Instagram gezielt geschaltet werden. Dank automatisierter Targeting-Optionen und einfacher Bedienung müssen Sie auch kein Marketing-Spezialist sein. Aber auch Facebook for Jobs kann die Bewerberzahlen erhöhen, da es vor allem die Hemmschwelle bei der Bewerbung senkt.
LinkedIn Talent Solution & XING 360° – Zudem bieten Produkte wie LinkedIn Talent Solution oder XING 360° eine umfassende Reihe von Funktionen, darunter Active Sourcing, Stellenanzeigen, Talentmanagement, Mitarbeiterempfehlungsprogramme, Tracking-Systeme und Premium-Unternehmensprofile. Allerdings sollten die Zusatzfunktionen zu Ihrer Social Recruiting-Strategie passen und die notwendigen personellen Ressourcen vorhanden sein, da die Gesamtpakete sehr kostspielig sind.
Das Premiumprofil bei XING – Nach eigenen Angaben von XING sind die Zugriffsraten auf ein Premiumprofil im Vergleich zum Basisprofil 19 Mal höher. Ich habe dies exemplarisch für ein Unternehmen der Branche Industrie und Maschinenbau mit 2500 Mitarbeitern durchgespielt. Die Klickzahlen auf ein Premiumprofil sind laut XING fast 4 Mal höher. Zusätzlich erhält das Unternehmen mehr als vier Mal so viele Follower. Inwieweit wir den Zahlen Glaube schenken können, ist schwer nachvollziehbar.

Social Recruiting Tipp 3: Einbinden der Mitarbeiter in Ihr Social Media
Da sind wir wieder bei den Buzzwords: „Employee Advocacy“ ist das Word-of–Mouth-Marketing im Social Web – und zwar durch Mitarbeiter als Markenbotschafter für das eigene Unternehmen. Und das hat Erfolg, denn dadurch lassen sich höhere Reichweiten erzielen. Woran das liegt? Ganz einfach:
Die Vorteile von Mitarbeitern als Markenbotschafter
Höhere Reichweite durch Mitarbeiter als Markenbotschafter – Menschen agieren lieber mit ihren Freunden als mit Unternehmen. Darauf sind Social-Media-Kanäle sind ausgerichtet: Daher zeigt Facebook beispielsweise Statusupdates der eigenen Freunde häufiger an als Unternehmensneuigkeiten.
Höhere Glaubwürdigkeit & Authentizität – Ein weiterer großer Vorteil ist die höhere Glaubwürdigkeit und Authentizität. Laut der Edelman-Studie vertrauen 72 % aller Menschen auf Inhalte von Freunden oder der Familie. Beim Employee Advocacy wird genau diese Objektivität genutzt, sodass Mitarbeiter als vertrauenswürdige Influencer fungieren.
Strategische Verbreitung – Mitarbeiter zur Aktivität ermutigen lautet das Zudem können Mitarbeiter dazu motiviert werden, dem Unternehmen auf verschiedenen Kanälen zu folgen, Beiträge zu teilen und Bewertungen und Kommentare zu verfassen, um die Reichweite strategisch zu erhöhen.
Interne Mitarbeiterbindung – Mitarbeiter, die zu Markenbotschaftern gemacht und als Influencer gefeiert werden, fühlen sich wertgeschätzt und ernst genommen. So werden neue Bewerber gewonnen und Mitarbeiter gehalten.
Kleiner Tipp: Das Mitarbeiterprogramm sollte nicht obligatorisch sein. Wenn Sie die Social Media-Aktivität entsprechend anerkennen und belohnen, wird sich die Mitarbeiterbeteiligung erhöhen.

Auch die Polizei NRW setzt auf vier Duale Studenten als Corporate Influencer. In dem Studi-Blog auf www.genaumeinfall.de stellen sie sich vor und geben Insights in das Duale Studium der Landespolizei. Und dann werden die Inhalte natürlich geteilt, wie hier auf dem eigenen Instagramkanal karriere.polizei.nrw.
Social Recruiting Tipp 4: Reaktion auf negative Bewertungen
Egal wie bemüht das Social Media-Team arbeitet, negative Kommentare können entstehen. Auch kann sich eine noch so erstklassige Unternehmenskultur entwickeln. Insbesondere in großen Unternehmen ist es schier unmöglich, jeden Mitarbeiter bei Laune zu halten. Und vermutlich haben Sie bereits Erfahrung mit negativen Bewertungen auf kununu oder Glassdoor gemacht oder erhalten zukünftig welche. Anstatt darüber hinwegzusehen, sollte das Social Media-Team jedoch versuchen, auf negative Mitarbeitererfahrungen bzw. Kommentare zu reagieren. So bearbeitet das Karriereteam der Deutschen Bahn auch fachfremde Themen, um das Unternehmensimage zu festigen.
